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Risiko IT, Teil 2: Der Niedergang von Apple und Gravis

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„Wenn wir keine (funktionierende) IT haben, brauchst Du (auch) keine IT.“ Willkürlich frei übersetzter Slogan, passend für viele Händler und Dienstleister dieser Branche. Foto: Marc Tollas, pixelio

Unser Leben mit IT beinhaltet als maßgebliches Risiko die stressbedingte Gesundheitsgefährdung durch massives Ärgern über Unzulänglichkeiten. Mitunter von Maschinen, meist von Menschen, die sie zum Laufen bringen sollen. Zugegeben hält die andere Seite der Medaille einige angenehme Erleichterungen bereit, die uns Automaten-Ausstattungen bescheren. Beides gilt im Beruflichen einerseits, im Privaten andererseits. Und durch das Zusammenwachsen von Job und Freizeit oft schon gleichzeitig. Nachdem im vergangenen Blog-Beitrag an dieser Stelle die Rede war von fehlender Verständlichkeit, mehr Transparenz und weniger Komplexität durch Technies am Arbeitsplatz, widmen wir uns im nachfolgenden Logbuch-Eintrag den Erlebnissen als quasi Verbraucher bzw. als Gebraucher von IT daheim und unterwegs im Umgang mit Digitaldealern. Als solche Abhängige befinden sich auch Kleinunternehmer wie Freiberufler oder Handwerker im Kreis der Klagenden, die rundum aufgeschmissen sind, wenn sie keinen Small-Data-Mann ihres Vertrauens kennen. Verzweifelung heißt der treue Begleiter, wenn hochnäsige Experten alle Nichtwissenden mit Arroganz am langen Arm verhungern lassen (Branchenslogan im Bild oben).

Kundenkategorie: unwürdig

Oder unattraktive Interessenten werden einfach erst gar nicht bedient. Dies versicherte mir glaubhaft der affine Informant aus der ITK-Szene am Beispiel eines Handwerkunternehmers, den Systemhäuser trotz nennenswerter Anzahl von Bildschirmarbeitsplätzen offensichtlich in der Kundenkategorisierung als unwürdig einordnen. Trotz des möglichen Investitionsvolumens von rund 25.000 Euro für die Modernisierung plagte sich der Meister mit der verzweifelt suchintensiven Mühe nach professioneller Unterstützung vergeblich – und berichtet von ähnlichen Erfahrungen anderer Chefs seiner Zunft. Aus solchen Erzählungen also auf das Schlimmste gefasst, begab ich mich etwa im November des vergangenen Jahres frühzeitig auf Recherchetour nach einem zuverlässigen Händler mit Service. Denn wenn schon florierende Fliesenleger kaum eine Chance auf Bedienung erhalten, wie sollte es dann erst einem Einzelunternehmer ergehen?

175981_web_R_K_by_Michael Mertes (Aristillus)_pixelio.deDas Stigma des ahnungslosen Bittstellers mit fehlendem Puzzle an IT-Kompetenz im Kopf (links im Bild von Michael Mertes, pixelio) spürt der Besucher eines nur noch „Store“ genannten Geschäftes einer IT-Marke sofort. Trotz fast flehend vorgebrachter Kaufbereitschaft – überwiegend etwa Zwanzigjährige vermitteln überraschend offenherzig als Verkäufer ohne Abschlussqualitäten: „Hau ab!“ Beziehungsweise raten, doch mit der alten Hardware ein355958_web_R_by_room101_pixelio.dee zeitlang weiterzuarbeiten, so dass unwillkürlich über die Theke das Gefühl heranschleicht, die paar Tage bis zum Tod lohne eine solche Anschaffung nicht mehr. Aber ich bin doch noch so jung und will noch nicht sterben! Ob demnächst jugendhafte Verkleidung hilft? Und erschallt ab 60 aufwärts beim Betreten solcher Läden eine Sirene mit Warnlicht? (rechts im Bild von room101, pixelio)

IT-Investor auf Gravis-Irrfahrt

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Pear statt Apple: Aber wer wird denn gleich Äpfel, Birnen und Fischstäbchen in einen Topf werfen. Foto: Günther Gumhold, pixelio

Die anfängliche Nahtoderfahrung war aber erst der Auftakt meiner Odyssee auf dem Weg zu einer funktionierenden IT-Infrastruktur. Bei meinem Investment handelte es sich dabei ja um kein Zauberwerk mit allzu großem Anspruch an das Leistungsvermögen. Auf den weiteren Leidensweg des willigen IT-Investors in spe soll dieser Bericht zwar nicht im Detail und in Ausführlichkeit eingehen, um keine Weinkrämpfe in der Leserschaft hervorzurufen. Aber die Erlebnisse beim angestrebten Kauf eines solide laufenden und nach festgelegten Minimalkriterien eingestellten Hard- und Softwarepaketes gehören doch als Warnung kurz zusammengefasst. Letztlich sollte es nur ein neues MacBook auch zum mobilen Arbeiten mit externem Monitor für den Schreibtisch werden. Bei dem nach eigenem Bekunden „Marktführer für digitale Lifestyle-Produkte aus der Apple Welt“ (sic!), genauer in der Filiale Münster des mit „660 Mitarbeitern an 43 Standorten zu den führenden Apple Service Providern in Europa“ zählenden Retailer namens Gravis war ich letztlich gelandet. Die Kombination aus „digital“ und „Lifestyle“ entlarvt übrigens die Duden-Übersetzung als „in Ziffern dargestellte Art und Weise, das Leben zu gestalten“. Schlimme Verunstaltung des Lebens, wenn sich nach dem Einkauf des empfohlenen Bundles aus Schoßcomputer mit Apfellogo und Display von Eizo beim Einschalten zuhause nichts tut. Die Hoffnung auf „Plug & Play“ wurde so jäh zerstört.

Können Koryphäen kombinieren?

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Markenmonitor aus dem Apfelstore. Foto: Tim Reckmann, pixelio

Der Beginn einer langjährigen Feindschaft für immer ward damit geboren: Bei mehrfachen, jeweils kilometerweiten Anfahrten wechselten im betreffenden Laden die Mutmaßungen über den Grund der Fehl- bzw. Nichtfunktion: Erst sollte es der außerhalb der Apfel-Welt hergestellte Markenmonitor sein, doch auch nach Höherrüsten auf das dreifach so teure Apple Thunderbolt Display tat sich nichts bei eingestöpseltem Bildschirm; der Rechner fuhr schlicht nicht hoch. Die Koryphäen kombinierten daraufhin, es müsse am Laptop liegen, der selbstverständlich nicht vorrätig sei, aber bestellt werden könne, so dass eine erneute Anreise in einer Woche möglich sei. Doch auch mit dem neuen MacBook geschah nach Datentransfer: nichts. Wie auch im weiteren Verlauf des Wartens über sechseinhalb (!) Stunden, ohne Angebot auch nur eines Kaffees oder Tropfen Wassers. Erst als ich drohte vom Kauf zurückzutreten, bemühte sich der „Storemanager“ an seinem wohl freien Samstagnachmittag in den Laden, um mir frechweg mitzuteilen: Vom Kauf könne ich nicht zurücktreten, denn auf dem Verpackungskarton des MacBooks stehe ausdrücklich geschrieben, dass der Rechner mit dem älteren Betriebssystem OS X Yosemite ausgeliefert werde, und womit schließlich nach mitterweile vielen Installationsstunden das Hochfahren klappe. Zum „Beweis“ kramte er die Pappschachtel hervor und wies auf Kleingedruckte. Meine Frage sinngemäß danach, ob er sich nicht selbst schäme, sich auf dieses Argument zurückzuziehen statt nach dafür zu sorgen, dass mein NEUER Klappcomputer auch mit dem NEUEN Betriebssystem OS X El Capitan funktioniere, beantwortete er mit einem Achselzucken.

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Frustrierendes Dealer-Erlebnis: Das Ende hier digital fotografiert von Maret Hosemann, pixelio.

Derart weichgekocht verließ ich irgendwann entnervt und ohnmächtig vor Wut diesen Gravis-Store auf Ewig. Für Service und Kundenorientierung auf Nullniveau muss ich nicht auch noch viel Geld bezahlen. Und Unternehmen mit sinnleerem Slogan à la „genau mein digital“ sollte man per se nicht trauen. Im Nachhinein indes ist man immer schlauer. Ich hatte vorher vielleicht im Glauben an den guten deutschen Fachhandel, die Gravis-Zentrale sitzt in Berlin, den Fehler begangen, nicht einmal in Foren zu lesen, wie dieser Anbieter bewertet wird. Im Apfeltalk tauscht sich die Community eigens unter der Überschrift „Negative Erfahrung mit Gravis“ ausgiebig über Inkompetenz und Kundenmissmanagement aus. Fazit dort: „Ich persönlich habe genug von Gravis.“ Nur nebenbei bemerkt steht laut Pons-Lateinlexikon das Wort „gravis“  für bedenkliche Begriffe wie schwer, drückend, lästig, beschwerlich, mühsam, fetter Bodenschwer (zu ertragen), schlimm, hart, traurig, lästig, unangenehm.

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Sehr witzig: flasche@wohin?.de – Foto: Pepsprog, pixelio

Zuhause stellte ich dann übrigens noch fest, dass nicht wie ver- und besprochen alle gewünschten Altdaten auf meinem neuen Rechner installiert waren, sondern lediglich auf einer mitgebrachten externen Festplatte. Kurzum: Über einen Freund, der einen kennt, der einen kennt wurde mein neuer Rechner inklusive aller überlebenswichtigen Mail-Einstellungen und -Adressen wieder arbeitsfähig eingerichtetet. Und einem österreichischen Mitarbeiter des Call-Center von Apple in Irland gelang es schließlich sogar noch auf Anfrage, durch die Neuinstallation nur bestimmter meiner alten Datenbestände, dass das neue MacBook auch mit angeschlossenem Display und dem aktuellen El Capitan nach Anschalten direkt anfängt zu arbeiten. Gleichwohl sei tortz diesem erfolgreichen „Support“ auch Apple gewarnt, denn in Bekanntenkreisen sorgte meine Leidensgeschichte für zustimmendes Kopfnicken: Hier berichtete69636_web_R_K_B_by_C. Nöhren_pixelio.de einer, dass ein neues, erwiesen defektes iPad erst beim dritten Anlauf anstandslos von Apple umgetauscht wurde. Dort wusste einer zu erzählen, wie mühsam die Rückgabe seines an nicht anspringenden iMac-Neugerätes war. Hoffentlich verliert das mitunter kulthaft verehrte IT-Markenunternehmen nach Jahren des Wachstums nicht wegen seiner Größe bei den Produkten an Zuverlässigkeit und Kundenverständnis. Wer sich an Bedürfnissen des Marktes orientiert darf keine Haltung  an den Tag legen wie Kabelsalat (Foto rechts: C. Nöhren, pixelio).

Apple: No secret, no sleeper

Sonst wird Apple womöglich doch irgendwann zur Geschichte trotz interessanter historischer Entwicklung von der Garagenfirma zum wertvollsten Konzern der Welt, was jüngst nach 40 Jahren zum scherzbehafteten Gründungsdatum 1. April ausführlich medial gefeiert wurde. Als „Highlights“ blieb mir davon im Gedächtnis: 1995 knapp der Pleite entronnen, 2007 mit der Einführung des iPhone den Mobilfunkmarkt aufgemischt und Platzhirsche wie Nokia und Blackberry verdrängt, aktuell der Ruf nach neuen Innovationen wie einem Apple-Auto (?!). Besser besinnt sich das Team um Chef Tim Cook in Cuperino auf Elektronik, die das Unternehmen groß und bei den Nutzern beliebt gemacht hat. Satt sollte Apple nicht sein, auch wenn die Firma zuletzt mit einem Quartalsgewinn (!) von mehr als 18 (!) Milliarden (!) US-Dollar einen neuen Rekord ausgewiesen hat; übrigens auch durch allein etwa 570 Stück pro Minute verkaufter iPhones täglich zwischen Januar und März. Nein, weder ein Geheimtipp noch ein Geschäftsmodell mit Geheimnissen ist Apple fürwahr nicht.

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Wenn Geschäfte aussehen, als gebe es in ihnen nichts zu kaufen, wird‘ s kritisch für Kunden. Foto: Carl-Ernst Stahnke, pixelio

 

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